Abpaddeln 2020

Wo sind die Altpaddler?

Vor einem halben Jahr mussten wir den offiziellen Start in die Paddelsaison noch aufgrund epidemiologischer Auswirkungen ausfallen lassen. Die nachfolgenden Ausfahrten wurden dementsprechend nur in sehr kleinem Rahmen und oftmals auch nicht als offizielle Vereinsfahrten ausgeführt. Umso erfreulicher ist es, dass der offizielle Ausklang der Paddelsaison, das Abpaddeln, heuer so zahlreich besucht wird. Insgesamt 10 Paddler: Eva, Barbara, Timon, Saskia, Christoph, Philipp, Fiona, Yasmin, Fran und Julian, finden sich pünktlich um 10:00 am Parkplatz zur ehemaligen Singerin ein. Der geringe Pegel von lediglich 136cm am Pegel Singerin macht die Zahl der anwesenden Paddler noch einmal beeindruckender.

Wobei, der Großteil der heute anwesenden Paddler hat ja noch keine Ahnung worauf sie sich beim heutigen Pegel überhaupt einlassen. Lediglich vier Paddler verdienen sich, trotz geringen Alters aber aufgrund ihrer Erfahrung, den Status als Altpaddler und wissen was vor ihnen liegt. Für die übrigen Anwesenden wird es ein Ritt ins Ungewisse. Weitere vier Teilnehmer stehen heute überhaupt erst zum ersten Mal am Ufer der Schwarza. Die üblichen Altpaddler lassen diesmal aus. Der Verein liegt heute fast gänzlich in der Hand einer neuen Generation.

Die „Next GenerKSOn“ braucht aber einiges an Zeit, um in die Gänge zu kommen. Bei insgesamt 6 Leihausrüstungen dauert es eine Weile bis jeder in seinem ihm zugedachten Equipment steckt. Es verstreicht beinahe eine volle Stunde bis die Gruppe gesammelt über das Schotterbett des Nassbaches in die Schwarza rutscht. Endlich bewegt sich die bunte Karawane flussabwärts. Für die junge Truppe kommt die erste Schlüsselstelle schon kurz nach dem Start: die S-Kurve mit der anhänglichen Uferböschung. Auch heute ragt an der Ausfahrt dieser Kombination aus paddeltechnischer Kurvenpräzision und Gartenarbeit ein Baumstamm recht weit in die Mitte des Flusslaufs.

Nun trennt sich die Spreu vom Weizen. Bei Christoph trennt sich sogar Boot von Paddler. Am Ausgang angekommen will das Boot unter dem Baum durch, während das Paddel oben drüber möchte. Das Resultat dieser Auseinandersetzung endet im Wasser. Während dieser am Ufer sein Boot ausleert, beweist Yasmin mit einer Spielerei in der angrenzenden Welle, dass sie keiner zusätzlich Aufmerksamkeit unsererseits bedarf. Fiona und Julian unternehmen unterdessen einen Racheakt gegen besagten Baum. Mit nur einem Kajakmesser bewaffnet sorgen sie bei den zusehenden Paddelkollegen für erstklassige Unterhaltung.

Nach mühsamer Sägearbeit und beherzter Krafteinwirkung bricht der Stamm und erweitert die Durchfahrt gleich einmal um ein paar Meter. Für Christoph kommt diese Aktion zu spät. Er setzt die Fahrt nass fort. Keine zwei Kurven später legt Saskia, vermutlich aus Solidarität zu Christoph, ebenfalls einen Schwimmer ein. Ihr schwimmender Untersatz, der F262, hält somit was er verspricht. Schon aus dem kleinsten Kantenfehler, macht er eine wertvolle Lektion. Die folgenden Kilometer starten einen steilen Lernprozess.

Während die Neulinge noch am Bootsgefühl arbeiten, entbrannt zwischen Julian und Fran eine Schlacht um gegenseitig geöffnete Spritzdecken. Kurz vor der Einfahrt zur Freiheit konzentriert sich die Aufmerksamkeit bei allen wieder die auf den Flusslauf. Timon zeichnet sich hier mit einer außergewöhnlich steinigen Linienwahl aus. Die Kamera verpasst leider, wie sein schwarzes Kendo beinahe gänzlich den Bodenkontakt verliert. Danach heißt es erstmal Treffpunkt im Kehrwasser. Für Barbara, Saskia und Christoph steht eine Besichtigung der Freiheit an. Die übrigen Fahrer werden unter der Führung von Fiona und Julian sicher hindurchgeleitet.

Nach einer ausgiebigen Besprechung der Linienwahl fährt Barbara, geführt von Eva, auf der Ideallinie durch die Schlüsselstelle. Saskia und Christoph folgen Philipp. Auch ihnen gelingt die besprochene Route mehr oder weniger wie gewollt. Gröbere Ausritte bleiben aus. Weder Fiona noch Julian müssen zum Wurfsack greifen. Kurze Zeit später beenden Saskia und Christoph die Fahrt. Die Nässe der vorausgegangenen Schwimmer setzt ihrer Körpertemperatur stark zu. Barbara nutz die Möglichkeit und tauscht ihren Salto gegen den F262 ein. Auch sie will ein Boot mit steilerer Lernkurve.

Bis zum Hochsteg beschränken sich die wenigen Schwierigkeiten auf ein paar ungewollte Steinkontakte. Der nächste Schwimmer wird von Yasmin absolviert. Eine zu zögerliche Reaktion vor der überhängenden Felswand der Hochsteg-Brücke drückt ihr Boot in die Wand, welche schon so manchen Altpaddler in Bedrängnis gebracht hat. Das Aufrollen gelingt in der Zange zwischen Wasser und Felsen nicht. Der ungewollte Ausritt endet im nächsten Kehrwasser. Nur wenig später, in Kaiserbrunn, ist die Fahrt für Yasmin und Fran beendet. Die verbliebenen Paddler absolvieren die übrige Strecke bis zur Rax-Seilbahn ohne erwähnenswerte Vorkommnisse. Julian findet sogar Zeit zum Meditieren. Zwischendurch fliegt eine Frisbee vor die Kameralinse.

Am Ausstieg angekommen, beginnt die nächste organisatorische Herausforderung. 4 Autos mit 10 Booten müssen ein Tal weiter zur Vereinshütte. Die Aufgabe wird durch eine aufdringliche Tankanzeige zusätzlich erschwert. Mit etwas mehr als 2 Stunden Verspätung treffen wir beim Bootshaus ein. Während Holzofen und E-Herd auf Hochtouren versuchen Chili und Bootshaus auf eine genießbare Temperatur zu bringen, findet draußen ein regelrechter Tauschbazar statt. Als Nachspeise gibt es dann selbstgemachte Süßspeisen. An dieser Stelle sei ein herzliches Dankeschön an Hermann, Martin und Sabine für die ausgezeichnete Verpflegung ausgesprochen.

Mit fortschreitendem Abend wird es draußen nun immer nasser. Schon bald werden die Gipfel um uns mit Schnee bedeckt sein. Die Wintersaison schließt scheinbar lückenlos an die zu Ende gehende Paddelsaison an. Bei nur mehr schwacher Glut wird die Gruppe im Bootshaus kleiner. Am Ende bleibt ein kaputter Plastiksessel, jede Menge dreckiges Geschirr und die Erkenntnis, dass man ohne Altpaddler keinen Tropfen Alkohol im Bootshaus vorfindet. Wer ist nochmal Getränkewart? Naja, ganz mühelos geht es ohne Altpaddler dann doch nicht. Übrigens: Das junge Publikum hat noch Nachholbedarf was Geschichten von „Anno dazumal“ betrifft. Wär doch schade, wenn die nächste Generation ohne diese Volkssagen zurechtkommen müsste.

Euer Paddelclub Pernitz