Schwarza 2021.03

Was machen die Gummotexler hier?

Und schon wieder zieht es uns ins Höllental. Obwohl weder Wasserstand noch Wetter berauschend sind, haben wir einen guten Grund für die heutige Ausfahrt. Zwei Schnupperpaddler versuchen sich unter Eva’s Führung erstmalig auf der Schwarza und bekommen zahlreiche Unterstützung. Neben Eva sind heute noch Philipp, Fiona, Jojo und Julian mit dabei. Wobei wir nicht hoffen, dass wir eine derart große Anzahl an Paddlern brauchen werden um unsere zwei Gäste heil durchs Höllental zu befördern. Immerhin haben sie ja bereits ein erfolgreiches Flachwassertraining auf der Hollinger Wehr absolviert und erste Fließwassererfahrung auf der Leitha sammeln dürfen.

Der Start erfolgt kurz oberhalb des Weichtalhauses bei starker Bewölkung und mäßigem Nieselregen. Trotz des Wetters sind wir umso erstaunter, als uns beim Einbooten eine Karawane aus etwa 20 doppelbesetzten Gummotex-Schlauchbooten entgegenfährt. Ein sehr ungewöhnliches Phänomen für diese Gegend. Solch Völkerwanderungen findet man sonst nur weiter Richtung Westen. Wir lassen den verirrten Konvoi passieren und beginnen die Fahrt mit einer kurzen Auffrischung der Paddeltechnik auf der ruhigen Schluchtpassage am Ausgang der Freiheit.

Nach erfolgreichem Aufwärmen folgen wir der Schwarza flussabwärts. Der bescheidene Pegel von lediglich 137cm bei der ehemlaigen Singerin macht sich schnell bemerkbar. Dort wo sich sonst Wellen auftürmen, sind heute Felsen und Kehrwässer. Zum Üben sind das eigentlich ideale Bedingungen. Ausweichen, Stützen und Kehrwasserfahren funktioniert bereits erstaunlich gut. Schon kurz nach dem Weichtalhaus ist klar, dass große Unterstützung unsererseits nicht von Nöten sein wird.

Selbst die Hochstegbrücke stellt für unsere Schnupperpaddler keine Herausforderung dar. Nur ein querliegender Baum auf der rechten Seite der Einfahrt könnte problematisch werden, wird aber noch vor der Durchfahrt von Jojo entschärft. Für eine vollständige Beseitigung ist der Stamm dann aber doch zu schwer. In Kaiserbrunn ermöglicht das sich weitende Tal vereinzelte Tiefblicke in die tiefgrünen und von Nebelschwaden durchzogene Berghänge der Rax frei. Noch immer stürzen Regentropfen von oben herab und bringen das Höllental rund um uns herum zum Dampfen.

Nach Kaiserbrunn wird das Flussbett wieder zwischen den steilen Felswänden in die Mangel genommen. Überhängende Felswände und scharfe Kehrwässer sind nun die vorherrschenden Elemente und zwingen die Schwarza immer wieder auf engen Raum zusammen. Auch hier lassen unsere Gäste kaum Schwierigkeiten anmerken. Hin und wieder sieht man einzelne Schwächen bei Einschwingversuchen, die aber simpel der fehlenden Erfahrung zugeschrieben werden können. Für das dritte Mal im Boot ist eine schwimmerlose Befahrung bis hierher bereits eine außerordentliche Leistung.

Den größten Schreckmoment erlebt Philipp, als er ein Vogelnest unterhalb eines Felsvorsprungs inspiziert. Gerade beim Versuch ein Foto davon zu schießen, beschließt der Bewohner des besagten Nests eine spontane Flucht ins Freie. Dem unvorbereiteten Paddler beschert der beherzte Gegenanflug des gefiederten Wesens horrorfilmartige Adrenalinpegel. Erst als diese wieder unter ein annehmbares Maß fallen bemerke ich, dass der Vogel bei seiner Flucht auch gleich die Chance genutzt haben dürfte, sich zu erleichtern. Auf meinem Boot klebt ein unüblicher weißer Batzen, der mir noch nicht bekannt vorkam. Glücklicherweise lässt er sich leicht abwaschen.

Nachdem Vogel und ich mit einem Unentschieden aus dieser Begegnung wieder getrennter Wege gehen, folgen noch ein paar letzte Schikanen zwischen hohen Felswänden bevor wir unseren Anfängern zur trockenen Durchfahrung der unteren Schwarza gratulieren dürfen. Der Regen von oben zählt hier nicht. Wir bedanken uns für das Interesse und würden uns freuen euch demnächst mal wieder bei uns begrüßen zu dürfen.

Euer Paddelclub Pernitz