Soca Trip 2021

Ab in den Süden

Das dachten sich diese Woche viele. Ausgerechnet zum stärksten Reiseverkehr des gesamten Sommers beschließen Philipp und Fiona das Wochenende an der Soca zu verbringen. Bereits bei Fahrtantritt um 08:00 Früh stauten sich an den Grenzen Blechlawinen aus deutschen Autofahrern. Glücklicherweise erfolgte der Weg besagter Bevölkerungsgruppe nach Süden nicht entlang unserer Route weshalb wir, trotz starken Verkehrs, bereits kurz vor 13:00 wieder in Bovec aus dem Auto stiegen. Dort warteten bereits unsere ersten beiden Begleiter für diesen Paddeltrip.

Pike und Forte. Komische Namen, oder?  Außerdem sind sie aus Plastik und nicht sehr redselig. Wer jetzt an Aufblaspuppen denkt, dem sei noch verraten, dass sie grün sind. Jetzt blickt ihr gar nicht mehr durch, oder? Gut, die aufmerksamen Paddler haben inzwischen verstanden, dass es sich um Kajaks handelt. Wir haben beschlossen das Wochenende zu nutzen um zwei Boote zu testen. Kommt ja nicht so oft vor, dass man ein Prijon Sport Center direkt vor der Nase hat.

Nach einer etwas längeren, teils mühsamen Kommunikation mit den dortigen Angestellten haben wir endlich zwei neue Boote am Dach, den Pike sogar frisch aus der Verpackung. Ob wir wirklich so sanft zu ihm sein werden, wie wir es versprochen haben, wird sich zeigen. Jetzt gibt’s erstmal Essen. Zwei Palatschinken und eine viel zu große Portion Pommes später fahre ich Richtung Boca Wasserfall. Hier treffen ich mich mit Flo und Chrissi. Unseren anderen beiden Begleitern für heute. Fiona bleibt zurück und stellt unterdessen die neuen Boote ein.

Zurück am Einstieg hat Fiona derweilen erfolgreich einen Parkplatz verteidigt und steht bereits fertig in den Startlöchern. Ihrem Gesicht nach kann sie es kaum erwarten die ersten Kratzer in den neuen Pike zu scheren. Beim heutigen Wasserstand wird das sicher nicht schwierig. Am Pegel Kobarid fließen gerade mal 15m3/s durch. Unter strahlendem Sonnenschein und schwersten Schweißausbrüchen schäle ich mich in mein Paddelgewand und folge den anderen Richtung Ufer.

Während das kühle Wasser auf den ersten Metern der Hausfrauenstrecke die Schweißperlen bei mir langsam versiegen lässt, verhält es sich bei Chrissi genau umgekehrt. Im Angesicht der ersten Stromschnellen stellt sich bei ihr ein leicht gestresster Gesichtsausdruck ein. Ungetrübte Freude sieht anders aus. Für das erst zweite Mal im Fließwasser war das aber auch nicht anders zu erwarten. Unter den fähigen Anweisungen von Flo meistert sie alle Schwierigkeiten und nähert sich mit ihrer Mimik jener von Fiona an.

Die hat inzwischen ein breites Grinsen im Gesicht. Anscheinend weiß der neue Pike zu gefallen. Kehrwasserfahren, Rollen, sogar über Steine Boofen funktioniert tadellos. Die ersten Kratzer sind sicher schon vorhanden. „Don‘t be gentle, it‘s a rental“, ermutigt sie Flo weiter. Meine Forte hingegen konnte auf der bisher sehr ruhigen Strecke ihre Stärken kaum ausspielen. Bei der Mündung der Boca ist dann für Chrissi Endstation. Die nun folgenden Kilometer sind wildwassertechnisch anspruchsvoller und um sie nicht zu überfordern, setzen wir die Fahrt ohne sie fort.

Nach der landschaftlich beeindruckenden Genussrunde sind wir ideal aufgewärmt für die ersten großen Stromschnellen die direkt nach der Boca Mündung auf uns warten. In den Weißwasserfetzen der schnellen Strömung kommt endlich mal ein bisschen Wasser übers Boot und gibt einen Vorgeschmack auf die noch vor uns liegende Friedhofstrecke.  An Zaga vorbei beruhigt sich der Flusslauf ein letztes Mal bevor uns kurz vor Beginn des Prologs ein unschönes Deja-Vu ereilt. Donnergrollen!

Erst jetzt bemerken wir die finstere Wolkenstimmung, die sich hinter den Berggipfeln zusammengebraut hat. Letztes Jahr hat uns an derselben Stelle ein gewittriger Regenschauer erwischt. Damals waren wir aber ohnehin gerade beim Ausbooten. Heute liegen noch knapp 5km vor uns und das Grollen wird stetig lauter. Fiona wirkt nicht allzu glücklich. Gewitter sind ihr ohnehin schon unangenehm genug, da muss man nicht auch noch im Boot sitzen. Flo beruhigt. Solange es noch nicht blitzt, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung.

Als wir die Einfahrt zur Friedhostrecke erreichen, versperren uns die steilen Ufer bereits die Sicht auf das herannahende Gewitter. Unsere Aufmerksamkeit gilt inzwischen ohnehin dem anspruchsvolleren Flussverlauf. Dabei bemerken wir nicht, dass sich die dunklen Wolken bereits über die schützenden Flanken der Berggipfel geschoben haben. Erst als wir das erste Kehrwasser nach der Einfahrt ansteuern meldet sich das Wetter mit einem deutlichen sichtbaren Gewitterblitz zurück. Jetzt aber schnell.

Wir ziehen das Tempo weiter an und pflügen uns zügig flussabwärts in der Hoffnung das Gewitter bis zum Ausstieg auf Distanz halten zu können. Etwa auf Hälfte des Weges wird klar, dass dieses Ziel unrealistisch erscheint. Die Regenfront hat sich inzwischen bis auf wenige Meter herangeschlichen. Noch bevor uns die herannahende Nebelwand überhaupt erreicht, schluckt das Prasseln des Starkregens bereits alle umgebenden Geräusche. Das ferne Donnergrollen geht im Regen unter.

Die Friedhofstrecke wird zu einem Bach wie jeder andere. Ihre Wucht scheint wie gezähmt. Der Lärm der rauschenden Stromschnellen verschwindet und mit ihm der Respekt vor der Wasserwucht. Stein um Stein, Abfall um Abfall nähern wir uns dem Ende. Inzwischen fällt sogar der Regen nicht mehr auf. Letztjährige Angstgegner werden in diesem tranceähnlichen Zustand beinahe unbemerkt überwunden. Erst am Ausstieg fällt auf wie mühelos wir die Friedhofstrecke heute bezwungen haben.

Zwar mögen Wasserstand und Wetter definitiv dazu beigetragen haben, jedoch schließt das nicht aus, dass der Fortschritt unseres Paddelkönnens seit dem letzten Jahr der Friedhofstrecke den Schreck genommen haben. Vielleicht lags aber auch am neuen Equipment? Fiona schwärmt auch beim Umziehen noch von der Performance ihres Pike. Die Forte hat sich bei mir hingegen nur bedingt beliebt gemacht. Naja, morgen wird gewechselt. Mal sehen wie sich die Soca dann präsentiert.

Der restliche Abend ist geprägt von gewittrigen Regenschauern. Die kurzen Pausen dazwischen werden genutzt, um das Zelt aufzustellen und die Boote zu verladen. Als wir uns fürs Abendessen in die Pizzeria begeben, schüttet es draußen erneut wie aus Kübeln. Rechtzeitig für den Heimweg macht der Regen dann aber wieder eine Pause, die wir noch für ein letztes Gute-Nacht-Bier nutzen. Kurze Zeit später liegen wir im Zelt und lauschen dem Regen des nächsten heranziehenden Gewitters. Es wird nicht das letzte Gewitter dieser Nacht gewesen sein. Hoffentlich profitiert wenigstens der Pegel davon.

Verstärkung ist eingetroffen

Trotz drei Gewittern über Nacht und einem Regenschauer frühmorgens blieb der Pegel der Soca weitestgehend unversehrt. Etwa 5m3/s sind dazugekommen, Tendenz aber bereits wieder fallend. Aufgrund mangelnder Alternativen zieht es uns erneut auf die Friedhofstrecke. Diesmal aber weit zahlreicher als noch gestern. Der Großteil der 13 Boot starken Flotte ist uns schon von unseren bisherigen Begegnungen mit dem SKC bekannt. Lediglich einige wenige Gesichter sind neu für uns.

Kurz vor Mittag landet die bunte Karawane am Parkplatz beim Soca Hotel und zwängt sich in ihre knalligen Plastikschüsseln. Heute darf ich den Pike zerspanend bearbeiten. Fiona übersiedelt dafür in die Forte. Bei solch einer großen Gruppe dauert es entsprechend, bis sich die gesamte Mannschaft endlich abfahrtbereit im Kehrwasser einfindet. Die Zeit bis dahin eignet sich perfekt, um den Pike ein bisschen besser kennenzulernen. Ein paar Kehrwasserfahrten und Kerzelversuche später geht es flussabwärts.

Der Fokus liegt heute erneut auf Chrissi. Gestern hat sie die Fahrt noch hier beendet, heute beginnt sie den Tag souverän mit der Durchfahrt der ersten beiden Stromschnellen. Teilweise erwischt sie sogar bessere Linien als Flo, der beim noch niedrigeren Wasserstand mit Steinkontakt zu kämpfen hat. Die nachfolgenden Spielstellen werden bei solch einer Gruppenstärke zu wahren Zeitfressern. Bis jeder seine zwei oder drei Versuche hinter sich gebracht hat vergehen Minuten. Der weitere Verlauf bis Serpenica I geht aufgrund des actionarmen Flusslaufs bereits zügiger voran.

Danach legt die Soca wieder schipperlweise Felsen in den Weg. Gleich bei der ersten größeren Anhäufung nach der ersten Hängebrücke zerlegt es Chrissi. Flo steuert ein Kehrwasser an, welches für Chrissi leider schon zu weit weg war. Am letzten Zacken versucht sie einzuschwingen gerät dabei am Ausgang aber gegen einen Felsen, der sie schlussendlich versenkt. Der Trost, sie ist nicht die einzige. Eine Kurve später geht die Rettungsaktion gleich weiter. Einem Vater gelingt es beide seiner Söhne durch unbedachte Linienwahl ebenfalls an einer Felswand zu versenken. Respekt!

Bei Srpenica II ist dann länger Pause angesagt. Chrissi beendet die Fahrt und Flo hilft ihr das Boot zurück zum Ausgang zu schleppen. Für die übrige Gruppe heißt es warten. Zum Zeitvertreib wird unterdessen die Gruppenaufteilung für den eigentlichen Friedhofabschnitt diskutiert. Damit will man einem komplettes Chaos vorbeugen, sobald die erste Spielstelle auftaucht und es wieder heißt: „Ein Club, ein Kehrwasser!“. Für solche Spielereinen sind wir dann doch zu viele. Wie geplant, setzen wir die Fahrt in zwei Gruppen fort. Fiona und Ich schließen uns der hinteren Gruppe an.

Trotz der gut gemeinten Idee eine fixe Reihenfolge zu etablieren, herrscht bereits nach der ersten Kurve Unordnung. Jeder setzt sich einfach in die Spielwelle seines Begehrens und wartet auf das Schlusslicht. So hanteln wir uns Felsblock um Felsblock weiter nach unten. Erst kurz vor dem Ende sammelt sich die Gruppe wieder etwas. Die letztjährige Schlüsselstelle sitzt immer noch tief, sodass ich mir ihr nur im Kielwasser von Flo nähere. Nun sehe ich zum ersten Mal was uns hier letzten Sommer gefressen hat. Ein Loch mit einer nachfolgenden schrägen, aber spiegelglatten Wasserzunge gefolgt von einem zweiten Loch.

Flo fährt vor. Gekonnt lässt er sich über die Zunge schwemmen und umgeht die Löcher elegant. Nun, da ich weiß, wie es geht, folge ich ihm und lasse mich wie auf einem Förderband zischen den Löchern hindurchtragen. Fiona umgeht die Stelle neuerdings am linken Flussufer. Abschließend folgen noch ein paar Surfwellen und dann heißt es auch schon Ausbooten. Anstatt einer zweiten Runde begnügen wir uns mit Mittagessen in Czesoca und verbringen den restlichen Tag mit Einkaufen fürs abendliche Grillen. Das Wetter war sogar so unerwartet trocken, dass sich sogar ein Spaziergang entlang der Slalomstrecke ausgezahlt hat. Die würde sich eigentlich auch anbieten. Mal sehen, wie sich das Wetter morgen präsentiert.

Nebelfahrt

Unerwartet trocken verbringen wir die zweite Nacht im Zelt. Erst beim morgendlichen Spaziergang zu den Toiletten zeigt sich über Zaga eine herannahende dunkle Wolke. Ein Blick auf den Wetterbericht verrät, dass es in Bovec bereits am Schütten ist. Schweren Herzens entschließe ich mich dazu Fiona unter ihren drei Schichten aus Decken aufzuwecken und ihr zu erklären, dass wir noch etwa 20min Zeit haben, um das Zelt trocken im Auto zu verstauen. Fiona willigt unerwartet schnell ein und im Schatten des herannahenden Donnergrollens beginnen wir das Zelt abzubauen. Pünktlich zum ersten Regenguss stopfen wir im Schutz des Tarps gerade die letzten Zeltfetzen in die Tasche. Immerhin, das Zelt ist trocken. Das Tarp lässt sich ohnehin leichter trockenlegen.

Als der gewittrige Regenschauer an Intensität zulegt und ein Einräumen des Autos unweigerlich das erneute Trockenlegen unserer Ausrüstung zur Folge hätte beschließen wir stattdessen unser Frühstück vorzuziehen. Im Schutz des Überzelts warten wir die hereinbrechende Sintflut ab und schlürfen Früchtetee aus einem Weinglas. Etwas mehr als eine halbe Stunde später hat sich das Wetter so weit beruhigt, dass nun ein Aufladen der Boote möglich scheint. Vollgepackt, und frisch gewaschen, schlängelt sich unser Auto in Richtung Srpenica I.

Am Einstieg des Prologs zeigt sich das Ausmaß des morgendlichen Regengusses. Das gesamte Flussbett ist von einer meterhohen Nebelwand bedeckt. Entgegenkommende Kajaker und Raftgruppen wirken wie die Überlebenden einer heftigen Seeschlacht als sie aus den Rauchschwaden ihrer brennenden Schiffe herausfahren. Die Sicht ist sehr beschränkt. Trotz greller Farbkombinationen verschwinden die Paddelkollegen bereits in wenigen Metern Entfernung und sind dann vollkommen außer Sichtweite. Der Anfang des Prologs bis zur Hängebrücke wird beinahe im Blindflug absolviert.

Unterhalb der Brücke lichtet sich der Nebel etwas. Kurzfristig scheint es sogar, als ob die Sonne zum Vorschein kommt. Der Schein trügt jedoch. Noch bevor die Sonne überhaupt eine wahre Chance bekommt, setzt erneut Regen ein. Ein weiterer Regenschauer mit entfernt hörbarem Gewittergrollen zieht über uns. Immerhin vertreibt der Regen die dicke Nebelsuppe. Die restlichen Nebelfetzen stellen nun keine große Herausforderung mehr dar und die Lieblingslinie lässt sich wieder problemlos abspulen.

Bis zur Einfahrt der Friedhofstrecke hat sich der Nebel gänzlich verzupft. Lediglich ein paar hohe Wolkenfelder trüben den Himmel. In gewohnter Manier geht es nun Kehrwasser um Kehrwasser flussabwärts, vorausgesetzt Flo kerzelt nicht wieder quer über die Ideallinie. Aus reinem Sicherheitsaspekt wird er einstimmig ans hinterste Ende der Gruppe verbannt. Dort kann er die Vertikale ausnützen, wie er will. Ansonsten wird viel gespielt und gesurft. Am Ausstieg angekommen zeugen die leicht schweren Arme von der ausgiebigen Paddelei.

Eigentlich hatte sich der innere Paddler schon mental aufs Auspendeln eingestellt, als sich spontan eine kleine Gruppe zur Weiterfahrt auf die Slalomstrecke zusammenfindet. Im Kopf fängt es an zu rattern. Bin ich müde oder bin ich motiviert? Die Zahnräder drehen sich nur langsam. Die Entscheidung fällt zugunsten der Slalomstrecke. Aber auch nur, weil der Wasserstand eher gering und die Gelegenheiten mich bei einer erfahrenen Gruppe Paddler anzuhängen rar geworden sind. Und so steige ich zurück ins Boot und folge Andi in die Slalomstrecke hinein.

Allerdings nicht für lange. Seine Definition einer eleganten Linie sorgt bereits vor der ersten Kurve dafür, dass er mit dem Boot auf einem Felsen zu liegen kommt. Da die Linie dadurch etwas versperrt ist nehme ich reiß aus und flüchte nach rechts auf die Chicken Line. Nach diesem ersten Adrenalinschub ist das Aufmerksamkeitsniveau nun richtig justiert und die restlichen Schlüsselstellen der Slalomstrecke werden gekonnter und vorausschauender befahren. Die gestrige Besichtigung vom Ufer aus macht sich nun bezahlt.

Beinahe überall passieren wir Blöcke und Stromschnellen so, wie Fiona und ich sie uns gestern vom Ufer aus angesehen haben. Lediglich bei der letzten Stelle mit den 3 Schlitzen wählen wir alternativ den Abfall ganz rechts und ersparen uns die wuchtigeren linkeren Varianten. Am Ausstieg wartet inzwischen die Sonne und ein Auto zum Auspendeln der Boote. Was für ein Service! Wir Paddler hingegen legen den kurzen Kilometer wieder zu Fuß zurück zum Einstieg. Dort hat sich Fiona bereits um das Auspendeln unseres Autos gekümmert, sodass für mich nur mehr Umziehen und Boote aufladen am Programm stand.

Und beinahe wären wir auch rechtzeitig mit allem fertig geworden. Nur wenige Sekunden hätten gefehlt und das Auto wäre abfahrtsbereit gewesen. Stattdessen schlägt das Wetter zurück. Was sich wie ein gewittriger Regenschauer anhörte brachte zwar die übliche Regenmenge eines Gewitters, war aber kein Schauer. Stattdessen gab es fortan Dauerregen. Es hörte einfach nicht mehr auf. Minute um Minute verstrich, während wir die hellen Stellen am Himmel suchten, die das Ende des Regens angekündigt hätten, leider vergebens. Gefangen im Schutz des Autos füllten sich draußen die Boote mit Regenwasser.

Die von oben herabstürzenden Wassermassen machten jegliche regenfeste Ausrüstung zu Badesachen. Innerhalb kürzester Zeit sorgten die Ströme dafür, dass Regenjacke und hohe Schuhe gänzlich durchnässt waren. Nicht einmal unter der Kofferraumhaube wurde man verschont. Diese drastischen Wetterkapriolen verlangten nach drastischen Maßnahmen. Mein Gewand war inzwischen nasser als meine Neoprensachen. Also entledigte ich mich dieser und begann nur mit Unterhose bewaffnet die Boote im Schüttregen zu montieren. Als zwischenzeitlich auch noch Hagel hinzukam kamen mir kurz Zweifel an meiner Vorgehensweise auf.

Das Ergebnis gab mir dann aber Recht. Boote montiert. Philipp durchnässt. Die Dusche am Campingplatz hätte ich mir vermutlich sparen können. Ich wechsle in eine trockene Badehose und stelle die Heizung auf die höchste Stufe. Einerseits ist mir kalt, andererseits sehe ich vor lauter Feuchtigkeit nicht mehr durch die Frontscheibe. Im Schritttempo arbeiten wir uns in Richtung Hauptstraße. Auf dem Weg in Richtung Predilpass passieren wir jede Menge kleinere Steine und Äste, die über die steilen Hänge auf die Straße gestürzt waren.

Auch der Boka Wasserfall hatte sein trauriges Antlitz der letzten Tage abgelegt und erstrahlte nun wieder in voller Stärke. Sogar die Boka selbst hätte man nun vermutlich mit dem Kajak befahren können. Die obere Koritnica war ebenfalls kaum mehr wiederzuerkennen. Anstatt türkis blauem Wasser stürzten sich braune Wassermassen durch die Talenge. Der Anblick war schaurig. Beim Anstieg auf die Passhöhe nahm der Regen dann endlich ab. Kurz vor dem höchsten Punkt standen wir dann wieder in der Sonne.

Nun konnten wir endlich einen Blick auf den Pegel riskieren. Wir staunten nicht schlecht. 180 m3/s türmten sich gerade auf der unteren Soca. Zur Erinnerung, heute Vormittag saßen wir noch bei mageren 20m3/s im Boot. Die Hochwassermarke war an allen Strechenabschnitten klar überschritten worden. Immerhin fällt einem so der Abschied etwas leichter, wenn man ohnehin nicht Bootfahren könnte. Wir kommen wieder, wenn sich der Pegel wieder etwas bereinigt hat. Bis dahin!

Euer Paddelclub Pernitz