Pfingstpaddeln 2023

Neuland

Oft geplant und noch öfter verschoben, die Steyr und die Teichl. Dieses Pfingstwochenende werden die weißen Flecken auf unserer Landkarte jedoch endlich gefüllt. Denn obwohl die Unternehmung schon lange geplant war, fehlte uns bisher ein mit dem Flusslauf vertrauter Paddler. Wie gut, dass Lorenz hier die Ausbildung zum Kajakübungsleiter absolviert hat. Auch wenn wir hoffen, dass es bei uns mit etwas weniger Alkoholekszess und besserem Wetter über die Bühne gehen wird.

Die Zeichen dafür stehen gut. Bei der Ankunft am Vortag am Campingplatz Elisabethsee herrscht bestes Wetter. Die Sonne ist ob der späten Ankunftszeit zwar bereits verschwunden, die Dämmerung reicht aber aus um das Zelt noch ohne Taschenlampe aufzustellen bevor in abendliche Runde das erste Getränk geleert wird. Die Nacht verläuft kühl, da sternenklar. Die Frostnächste aus dem griechischen Hochgebirge haben sich als gutes Training erwiesen und das Bier tut sein Übriges für einen erholsamen Schlaf.

Am nächsten Morgen fällt die Wahl für eine Befahrung der Teichl. Die Regenfälle der vergangenen Tage verlieren zunehmend Einfluss auf den Pegel und wir beschließen den Wasserstand zu nutzen, solange er noch ausreicht. Bei unserem Start in Zick stehen in St. Pankraz 175cm zu Buche. Mit von der Partie sind Pietr, Marcel, Lorenz, Beate, Fiona und Philipp. Trotz krankheitsbedingter Absagen können die Pernitzer damit zumindest die Hälfte der Anwesenden Paddler vertreten, nicht schlecht. Wir waren schonmal weniger.

Beim Einstieg herrscht kurz leichte Ernüchterung. Der Wasserstand wirkt auf die Breite des Flussbettes gemessen schlicht zu wenig. Das Einbooten entpuppt sich daher als schweißtreibendes Steinerutschen. Nur wenige Meter unterhalb der Einstiegsbrücke sorgt die erste Verschneidung aber bereits für Abkühlung.

Highlights wie diese Verschneidung finden sich im oberen Verlauf meist nur in Nähe von künstlichen Bauwerken, hier im Bild: Fiona

Beate scheut sich der Walze auch nur nahezukommen und findet auch in der Schotterrutsche daneben kein Glück. Bereits wenige Meter nach dem Start ist die Vorfreude der Frustration gewichen. Lorenz gibt die Führung ab und fokussiert sich auf die strauchelnde Beate.

Glücklicherweise hat die Teichl im oberen Bereich mehr landschaftliche als paddeltechnische Höhepunkte zu bieten, sodass auch ortsunkundige Paddler problemlos hinunterfinden. Das Flussbett ist fast überall breit genug, sodass man jederzeit im seichten Flussschotter hätten anlanden können. Die Kehrwässer sind rar und verbergen sich meist nur in Nähe einiger wenigen Felsformationen. Überall sonst ist das Ufer meist zu stark überwachsen. Die Highlights verstecken sich in Form von kleinen Gefällestufen in der Nähe von Straßenbrücken.

Starke Uferbewachsung und wenige Kehrwässer prägen den oberen Verlauf
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Nach dem Autobahnbrückenschwall begrüßt uns eine gelbe Badeente, die uns bis zur nächsten Surfwelle begleitet, bevor sie sich entschiedet wieder allein weiterzuziehen. Ein paar Baumhindernisse später nimmt die Fließgeschwindigkeit drastisch ab. Das Schlauchwehr kündigt sich an. Aussteigen! Eine Befahrung ist trotz ausreichend anmutender Überspülung aus mehreren Gründen nicht möglich. Eine Betonstufe in der Linie, unzureichende Tiefe des Landungsbeckens und herausragende Stahlträger im betonierten Unterlauf der Wehrstufe. Nein, danke!

Es reicht, dass sich Marcel ein blaues Auge holt, als ihm beim Abstieg zum Bachbett sein Kendo ausbüxt und er ihm in heldenhafter Fliegerpose hinterherspringen muss. Trotz drei anwesender Kameras bleibt diese gymnastische Sternstunde undokumentiert. Macht nix, die Teichl vertröstet dafür mit zunehmend rasanterem Wildwasser. Der Verlauf beginnt sich zunehmend zu schlängeln und schneidet sich nun immer tiefer zwischen die Konglomeratfelsen. In der Schlucht sorgen Felsen für giftige Kehrwässer und Bäume für alternative Spurführungen. Auch die ein oder andere Kerze lässt sich versenken.

Mittendrin scheitert noch jemand an einer Eskimorolle, hab aber vergessen, wer es war. Wenig später läutet die Eisenbahnbrücke dann die Mündung der Teichl ein. Umringt von weißen Schotterbänken erwartet uns dort ein kurioses Farbenspiel aus dem türkisem Wasser der Steyr und dem grünen Wasser der Teichl. So einladend die Farben auch wirken, so kalt sind sie leider auch. Als Ausgleich nehmen wir am Weg zum Campingplatz noch einen kurzen Abstecher durch den Elisabethsee. Es folgen Auspendeln, Einkaufen und ein gemütlicher Nachmittag am Badestrand. Beendet wird der Tag mit Grillen im Freien und geselligem Beisammensein. Ein guter Schlaf scheint vorprogrammiert, schließlich haben wir morgen noch so einiges vor.

Euer Paddelclub Pernitz

Fiona steigt nun ebenfalls aus, um den dem bootslosen Julian bei der Rettung seines Boots zu unterstützen. Aufgrund der Fließgeschwindigkeit und dichten Uferbewachsung beschließt Julian aber kurzerhand die Verfolgung schwimmend fortzusetzten. Fiona verweigert und so trennt sich unsere Gruppe. Während Lorenz und Julian versuchen sein Boot an Land zu schieben, fällt Philipp und Fiona erst jetzt auf, dass Martins Paddel fehlt. Doppelmist!

Unter der Annahme, dass das Paddel bereits flussabwärts unterwegs ist und Julian und Lorenz unsere Unterstützung bei der Bootsbergung benötigen, beschließen wir Martin schweren Herzens zurückzulassen. Als einziger Trost bleibt, dass sein Auto nicht weit weg steht. Wir hätten ihm sehr gerne eine längere Fahrt auf der Schwechat vergönnt, aber ohne Paddel steht eine Weiterfahrt außer Frage. Wir vertrösten ihn aufs nächste Mal und verabschieden uns. Ab hier sind wir nur mehr zu viert.

Etwa einen Kilometer flussabwärts treffen wir Lorenz und Julian wieder. Gemeinsam gelang es ihnen das Boot in den Ausläufern einer überschwemmten Furt festzumachen. Nachdem Julian nun endlich wieder mit seinem Boot vereint war, konnte er uns berichten, dass er Martins Paddel unmittelbar hinter der Klause im Gestrüpp stecken gesehen hat. Per Telefon berichten wir Martin die Neuigkeit aber trotz erneuter minutenlanger Suchaktion fehlt weiterhin jede Spur des Paddels, vorerst.

Bei der Allander Hochwasserverbauung angekommen zeugt die überschwemmte Wiese von der nächtlichen Pegelspitze. Der See hat sich inzwischen zum Großteil aufgelöst aber die Durchfahrt tost bedrohlich in der Ferne. Fiona bedarf etwas Überredungskunst, fährt aber schließlich doch durch die Betonwand, nachdem ich mich als Retter erneut mit Wurfsack platziere. Diesmal jedoch umsonst. Nur beinahe greife ich zum Seil, als sich die unbekannten Paddler vom Einstieg ganz frech dazwischen mogeln und einer von ihnen ungewollt in der Ausgangswalze zu Surfen beginnt.

Die Freestyle-Einlage gelingt und sowohl Julian als auch Lorenz folgen ohne Zwischenfall durch die Stromschnellen. Bevor unsere Paddelgruppen wieder getrennt davon ziehen überbringen uns Norbert und sein Begleiter noch eine freudige Nachricht. Ein Paddel wurde gefunden, welches sie freundlicherweise am nächsten Brückenpfeiler abgelegt haben. Da uns ortsfremden Touristen die beschriebene Stelle aber leider unbekannt war einigen wir uns darauf, dass sie uns das Paddel beim Auspendeln zum Auto bringen. Glück im Unglück! Beruhigt über das wiedergefundene Paddel setzen wir die Fahrt fort.

Nur wenige Meter nach Alland folgt ein weiterer Stopp. Ein Doppelbaumhindernis versperrt die Schwechat. Trotz der nur spärlich gesäten Kehrwasser gelingt allen vier das Boot noch vor dem ersten Baum aus dem Wasser zu ziehen. Spätestens beim zweiten Baum wäre sonst ein sehr unfreiwilliges Bad angestanden. Der nächste Baum wartet kurz vor Sattelbach und liegt wie schon der vorherige so blöd unter der Wasseroberfläche das weder Überfahren noch Untertauchen als machbar erscheinen. Aufgrund fehlender Kehrwässer für vier Leute umtragen wir diesen Baum großräumig.

Es folgen brauen Schwallstrecken mit riesigen Wellen, unter denen die sonst üblichen Abfälle und Walzen beinahe untergehen. Erst als sich das Flussbett weitet, tauchen die altbekannten Spielstellen wieder auf. Bekannt ist auch der Baum, welcher in der markanten S-Kurve nach der Cholerakapelle auf uns wartet. Und obwohl ich ihn seit Jahren kenne und vor ihm gewarnt habe verhau ich die Linie. Anstatt ihn rechts zu umfahren, spült es mich links ins dicke Gestrüpp und ich schaffe es gerade noch so mit genügend Schwung über den mannsdicken Stamm, wo ich beinahe Julian mitabräume. Na gut, der Schulter zuliebe dann nächstes Mal doch wieder rechts.

Und gerade als man denkt, dass man jetzt alle Hindernisse überwunden hat, unterbricht eine weitere Doppelbaumsperre das feuchtfröhliche Surfen beim Holzrechenpatz. Das Wiedereinsteigen lohnt sich kaum, ist der Ausstieg doch bereits in Sichtweite, nur halt leider auf der anderen Seite des Ufers. Am Parkplatz angelangt scheint bereits die Sonne. Die Ausrüstung ist voller Matsch, die Finger halb gefroren und doch sitzt ein breiter Grinser im Gesicht als man mit interessierten Passanten ins Plaudern gerät. Sind wohl doch nicht alle Badener so wie in der Facebook-Gruppe.

Bis zum nächsten Hochwasser im Helental

Euer Paddelclub Pernitz

PS: Das Paddel wurde freudig an Martin retourniert. Vielen Dank an Norbert und Begleiter fürs Bergen