Anpaddeln 2022

Endlich wieder Anpaddeln

Lang ists her, dass unser Verein ein richtiges Anpaddeln feiern konnte. 2020 und 2021 fiel die offizielle Eröffnung der Paddelsaison noch den Restriktionen der immer noch andauernden Pandemie zum Opfer. Umso mehr freuen wir uns, dass zumindest der heurige Saisonstart so zahlreich besucht wird. Mit Fritz, Sigi, Eva, Lorenz, Nicole, Barbara, Timon, Philipp, Fiona, Christian, Jojo und Moni konnten wir eine zwölf Boot starke Gruppe am Parkplatz oberhalb des großen Kesselgrabens zusammenstellen. Für einen Start bei der Singerin ließen sich beim heutigen Wasserstand leider keine Unterstützer finden.

143cm sind für einen 27. März aber auch wenig. Wochenlange Trockenheit und sonniges Wetter setzen dem Wasserstand bei der SIngerin sichtlich zu. Auf der anderen Seite hätten wir ohne dieses Wetter aber auch nicht so einen regen Andrang an Teilnehmen. Selten lässt es sich um diese Jahreszeit so warm und gemütlich in sein Neopren steigen. Ein paar Tratschereien später schieben sich die 11 bunte Boote bereits über den Schotter ins Wasser. Moni wird erst beim Weichtalhaus zur Paddlelgruppe dazustoßen.

Die Fahrt beginnt unspektakulär. Weniges, dafür eisiges, Wasser drängen die Karawane beinahe im Gänsemarsch durch die erste Kehre. Beim Versuch etwas Totholz aus dem Wasser zu ziehen, hole ich mir gleich die ersten Schürwunden der Saison. Spitze! Immerhin weiß ich jetzt, wie sich mein Boot auf den folgenden Kilometern fühlt. Sobald man sich auch nur wenige Paddelschläge von der Ideallinie entfernt, wird man mit einem groben Bootsrumpfpeeling belohnt. Links und rechts kann man beobachten, wie Paddlern sich mit Händen und schwungvollen Oberkörperbewegungen durch die Steine zurück ins tiefe Wasser schieben.

Die Freiheit bringt Erlösung. Sie zeigt sich heute von ihrer schönsten Seite. Der Wasserstand reicht aus, um die lästigen Felsen weit genug zu überspülen, sodass einerseits keine Gefahr einer Kollision, aber trotzdem noch genügend Löcher dazwischen entstehen. Dementsprechend gut gelingt auch den weniger starken Paddlern die Durchfahrt. Sowohl Timon als auch Barbara meistern die wuchtigen Schwälle der Freiheit ohne jegliche Vorkommnisse, auch dank ihrer beiden Vorfahrer Sigi und Eva. Mein Wurfsack muss weiter auf einen Einsatz warten.

Nur wenige Meter entfernt bereitet sich Moni beim Weichtalhaus bereits auf ihren Einsatz vor. Dabei fällt auf, dass die Organisationstalente aus dem Hause Jäggle einen Helm zu wenig eingepackt haben. Um Moni dennoch die Teilnahme an der Ausfahrt zu ermöglichen, stellt Jojo seinen eigenen Helm zur Verfügung und übernimmt aufopferungsvoll Monis Rolle als Shuttlebunny. Gut behütet von Christian, Eva und Fiona lotsen wir Moni sicher durch die folgenden Stromschnellen.

Im Kehrwasser vor der Hochstegbrücke ist sie immer noch trocken. Für den Fall, dass sich dieser Zustand in Kürze ändern sollte, platziere ich mich mit Wurfsack gegenüber der Prallwand. Ich warte gespannt darauf wer oder was mir entgegenschwimmt, aber auch diesmal bleibt mein Wurfsack verschont. Sowohl Moni als auch Timon und Barbara profitieren davon, dass der sonst lästige Steinhaufen in der Mitte der Ausfahrt heute weit genug unter Wasser liegt.

Während Sigi, Lorenz, Christian, Fiona und ich die Walze noch für ein paar Spielereien missbrauchen, steht Fritz vermutlich schon mit Bier in der Hand in Kaiserbrunn. Auch Eva und Nicole packt die Ungeduld und sie lösen sich von der Gruppe. Kurz vor dem Wiederaufeinandertreffen legt Timon noch schnell einen Schwimmer ein. Ein unentdeckter Holzpfahl unter der Brücke wird ihm im seichten und steinigen Flachstück zum Verhängnis. Unverletzt entleert er sein Boot. Erst jetzt erfahre ich, dass das heute bereits sein zweiter Schwimmer war.

In der Zwischenzeit haben die Altpaddler- und Paddlerinnen ihre Boote bereits verlassen. Die Befahrung der unteren Schwarza wird der Jugend überlassen. Schade eigentlich. Gerade die engen Kehren entlang der Felswände sind oft ein verlässlicher Garant für kraftvolle Strömungen und verspielte Kehrwässer. So kommt es, dass wir angesichts ausgiebiger Spielereien Christian und Moni recht schnell aus den Augen verlieren. Ihnen entgeht somit das späte Highlight der heutigen Ausfahrt.

Kurz vor Schluss leisten sich Timon und Barbara nämlich einen erstklassigen Fauxpass der Sonderklasse. Zwei Kehren vor dem Ende übergibt Timon nämlich seine Neoprenhandschuhe an Barbara, welche diese testweise gerne Ausprobieren möchte. Gefesselt von der Herkulesaufgabe nasse Neoprenfinger umzustülpen, entgeht ihnen meine Warnung, dass sie langsam, aber stetig auf eine unterspülte Felswand treiben. Erinnerungen an frühere Ausfahrten werden wach. Sowohl Routiniers als auch Anfänger sind schon zuhauf in diesen unscheinbaren Kurven Baden gegangen.

Trotz eindringlicher Warnung und eines stümperhaften Versuchs meinerseits sie wegzuschieben, treiben beide, immer noch mit den Handschuhen beschäftigt, unter die Felswand. Als sie wieder zum Paddel greifen ist es bereits zu spät. Es dauert erstaunliche lang bis die Strömung das Unvermeidliche vollzieht. Ein Paddler nach dem anderen wird, wie in Zeitlupe, immer tiefer in den Mahlstrom der Felshöhle getrieben bis sich schließlich Boot und Paddler voneinander trennen. Immerhin kommt mein Wurfsack jetzt doch noch zu seinem lang ersehnten Einsatz.

Schon bei der Rettung ist den beiden der Schwimmer sichtlich peinlich. Nur selten gibt es Felswände die Paddler so schamlos vorführt wie diese. Bei künftigen Erzählungen von anno dazumal wird dieser Doppelschwimmer sicher eine nette Anekdote werden. Nur wenige Kehren später wundern sich Christian und Moni über unsere späte Ankunft und schon ergibt sich die erste Möglichkeit einer ausufernden Erzählung dieses unterhaltsamen Schwimmers.

Das diese Geschichte am heutigen Abend nicht das letzte Mal erzählt wurde versteht sich von selbst. Immerhin gibt es beim Vereinshaus noch jede Menge Altpaddler, die diesen Vorfall noch nicht mitgekriegt haben. Außerdem plaudert es sich beim gemeinsamen Mittagessen in der tiefen Nachmittagssonne so viel leichter. Das Chili ist mal wieder hervorragend gelungen. Da freut man sich, wenn man neben neuen Geschichten auch noch ein Abendessen mit nach Hause nehmen kann.

Bis zur nächsten dummen Geschichte.

Euer Paddlelcub Pernitz